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Militärmarsch Nr. 6

für Luftwaffen-Orchester (Großes Bläserorchester)

Uraufführung: 7. März 2003, Frankfurt a. M. – Internationale Musikmesse – „Luftwaffenmusikkorps 2, Karlsruhe“ der Deutschen Bundeswehr unter Leitung von Oberstleutnant Simon Dach und Hauptmann Manfred Heidler

Herausgeber: Hans Gerd Brill

Besetzung: 1 Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, 1 Englischhorn, 1 Heckelphon, 1 Klarinette in As (hoch), 1 Klarinette in Es (hoch), 1 Saxophon in B (Sopran), 2 Saxophone in Es (Alt), 1 Saxophon in B (Tenor), 1 Saxophon in Es (Bariton), 1 Flügelhorn in Es (hoch) (Kornett), 2 Flügelhörner in B, 2 Tenorhörner in B, 1 Bariton, 2 Tuben, 4 Hörner in F, 3 Trompeten in B, 3 Posaunen, Schlagzeug (Gr. Trommel, Kl. Trommel, Becken), 2 Klarinetten in B, 1 Bassetthorn in F, 1 Klarinette in B (Baß), 1 Klarinette in B (Kontrabaß), 2 Fagotte

Ausgabe: Studienpartitur

Produktart: Aufführungsmaterial (Dirigierpartitur und Stimmen) als Leihmaterial oder als Kaufmaterial erhältlich. Preise auf Anfrage

Ed.-Nr.: KS 695

ISMN: 979-0-2022-0695-9
In Kürze verfügbar

Ja

43,80 

Zu den Militärmärschen von Rudolf Hindemith

Von Dr. Hans Gerd Brill

Darüber, weshalb sich Rudolf Hindemith dem Genre „Militärmärsche“ überhaupt verschrieben hat, lässt sich nur spekulieren. Ein Faible für konzertante Blasmusik hatte er schon immer, was nicht zuletzt seine kompositorischen Exkurse in den Jazzbereich sowie die Gründung seiner „Münchner Bläser“ belegen. Nicht unerwähnt sei die Tatsache, dass die Hindemith-Brüder schon früh durch den Vater dazu angehalten wurden, die Instrumente vorbeimarschierender Militärkapellen herauszuhören und zu bestimmen. Vielleicht reizten Rudolf Hindemith auch die seinerzeit mit staatlicher Förderung ausgeschriebenen Auftragskompositionen, die seit Mitte der 1930er Jahre für eine neue Blütezeit im Bereich der deutschen Militärmusik, speziell der Luftwaffenmusik, sorgten.

Bei Aufbau und Organisation der gesamten Luftwaffenmusik spielte der im Reichsluftfahrtministerium agierende Hans Felix Husadel eine entscheidende Rolle. Husadel, der u.a. bei dem Bruder von Rudolf, Paul Hindemith, studiert hatte, veränderte die Besetzung der Orchester und führte bis dahin unübliche Instrumente wie Saxophon und As-Klarinetten sowie selbstentworfene Bassklarinetten und baulich modifizierte Blechblasinstrumente ein. Unter der Ägide von Husadel richtete sich der Blick der Militärmusiker auf eine gänzlich neue Literatur, was gerade im Hinblick auf die Militärmusikkompositionen von Rudolf Hindemith ein wichtiger Aspekt zu sein scheint.

Unterstellt sei, dass der Kontakt von Rudolf Hindemith zu Militärmusikerkreisen durch seine rege Dirigier- und Konzerttätigkeit, die er im München der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ausübte, befördert wurde. Jedenfalls komponierte er zwischen 1939 und 1941 für das Musikkorps des in München eingerichteten 5. Flak-Regiments in relativ schneller Folge eine Reihe von Militärmärschen, die er zum Teil mit Widmungen versah. Leider fehlt eine fortlaufende Datierung wie das bei zahlreichen seiner anderen seiner Kompositionen in gleicher Weise der Fall ist.

Zeitlich eindeutig bestimmbar ist einzig der der Militärmarsch Nr. 3. Er trägt die Widmung: „Für den Wachtmeister Uli Schmid vom 5. Flak-Regiment, Weihnachten 1939“. Der Militärmarsch Nr. 1 ist „Herrn Oberst Lichtenberger“ gewidmet, der bis Juni 1940 Kommandant des 5. Flak-Regiments war.

Die Widmungen des 2., 5. und 8. Militärmarsches gingen an Hans Fries, der von 1938 bis 1940 Musikmeister beim 5. Flak-Regiment in München war. Später leitete Fries bis zum Kriegsende das „Luftwaffenmusikkorps General Göring“ und nach dem Krieg das Andernacher Musikkorps der Bundeswehr. Ohne Widmung blieben die Märsche Nr. 4, 6, 7 und 9.

Nicht bei allen Militärangehörigen stießen die Militärmärsche von Rudolf Hindemith spontan auf Beifall. Durch ihren eigenwilligen Charakter und Ausdruck, stehen sie dem üblichen martialischen Gestus des Genres eher entgegen. Vielmehr orientieren sie sich an der Swing- und Jazzmusik der 20er und 30er Jahre. Technisch anspruchsvoll, gespickt mit facettenreichen Klangschattierungen, erscheinen sie als eine künstlerisch verfeinerte Konzertmusik, die in der Lage ist, im Bereich mehrheitlich trittfester Kompositionen des Genres, einen musikantisch-filigranen Kontrapunkt zu setzen.

Oberstleutnant Dr. Manfred Heidler, von 1999 bis 2007 Angehöriger des Luftwaffenmusikkorps 2 der Bundeswehr – und zuvor (von 2006 bis 2007) als Hauptmann dessen Leiter –, führte im Oktober 2004 in einem Großkonzert der Bundeswehr in der Bonner Beethovenhalle u. a. den Militärmarsch Nr. 5 von Rudolf Hindemith auf.

Heidler skizziert dessen Militärmusik als „interessant-eigenwillige Originalmusik mit hohem künstlerischen Anspruch“, die einen „deutlichen Gegenpart zur vorherrschenden Blas- und Militärmusikliteratur im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bildet.“ Hindemiths Militärmärsche seien „unorthodox und überaus witzig“ und gekennzeichnet durch eine „unstandardisierte Besetzungstypologie.“

Eine Einschätzung, die deutlich macht, wie lohnend eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Materie wäre!

 

Die Militärmärsche von Rudolf Hindemith

Von Oberstleutnant Dr. Manfred Heidler

Bei Rudolf Hindemiths Kompositionen für Luftwaffenmusik, zu denen auch eine Kollektion an Militärmärschen gehört, handelt es sich um interessante, eigenwillige Originalblasmusik, die mit hohem künstlerischen Anspruch einen deutlichen Gegenpart zur vorherrschenden Blasmusik und Militärmusikliteratur im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts bildet.

Im Kontrast zwischen geistvoller Tiefgründigkeit und erkennbarem Witz liegt jener Reiz, der diese filigrane und technisch virtuose Bläsermusik Rudolf Hindemiths auszeichnet.

Diese für unterschiedlichste Besetzungen geschriebenen Werke stellen einen Jahrhundertfund dar, da sie den vorurteilsfreien Umgang eines renommierten Musikers, Dirigenten und Komponisten mit den bis dato entwickelten Instrumentalkonzepten belegen und so einmal mehr in signifikanter Weise die Gesamtentwicklung von Originalkompositionen für das Medium Blasorchester im deutschsprachigen Raum für diesen Zeitabschnitt verdeutlichen.

Ebenso verbindet sich mit diesen Werken die ganze Tragik der Person Rudolf Hindemiths. Im Schatten seines scheinbar übermächtigen Bruders Paul stehend, geriet auch er in den Sog der politisch-gesellschaftlichen Ereignisse, vor allem während der Zeit von 1933 bis 1945.

Rudolf Hindemith entschied sich damals für einen Verbleib im Deutschen Reich und folgte damit nicht dem Beispiel seines Bruders Paul, der ins Exil ging. Diese Entscheidung verlangt in der Nachbetrachtung nach Respekt und dokumentiert nachhaltig die Entzweiung der Brüder mit brachialer Deutlichkeit! Auch mit diesem berührenden Beispiel entlarvt sich das seinerzeitige entmenschlichte politische System. Mit dem Tod von Rudolf Hindemith im Jahre 1974, der sich ab 1945 kategorisch „Hans Lofer“ nannte, fanden dann die Nachwirkungen dieser dunklen Zeit für ihn ihr endgültiges Ende!

Die Bläserkompositionen von Rudolf Hindemith der späten 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts verdeutlichen vor allem die differente Ausbildung einer bläserspezifischen Orientierung im Bereich einer sich etablierenden musikalischen Avantgarde zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.

Sie sind Beleg dafür, dass Rudolf Hindemith mit eigenem Engagement die Ideen seines Bruders Paul aufgriff, der bekanntermaßen für die Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen des Jahres 1926 seine Kollegen zu Kompositionen für Militär- bzw. Blasmusik angeregte.

Rudolfs kompositorische Einlassungen auf Bläser-Ensembles beginnen mit kleinen Beiträgen im Bereich der sich ausbreitenden Swing- und Jazzmusik, erweitern sich zu Werken für den kompletten Bläserapparat eines Symphonie-Orchesters du nähern sich dann mit Kompositionen für Luftwaffenorchester dem bis dato instrumentell reichhaltig besetzten und damit modernsten Blasorchester im deutschsprachigen Raum an.

Letztere Kompositionen entstanden dabei vermutlich aufgrund persönlicher Bekanntschaft zu Dirigenten und Musikern dieser Militärblasorchester neuen Typs. Einige seiner Militärmärsche widmete Rudolf Hindemith beispielsweise Musikmeister Hans Friess, damals Chef des Musikkorps „5. Flakregiment“ in München und später beim Regiment „General Göring“. Hans Friess, ein unbedingter Verfechter zeitgenössischer Musik, wurde 1956 als Hauptmann Chef des ersten Musikkorps der Bundeswehr in Andernach.

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Rudolf Hindemith

(1900-1974)

Das Gesamtwerk

exklusiv bei Karthause-Schmülling

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