Holzminiaturen

Aus dem Vorwort:

Die „Holzminiaturen“ schuf Huber im Jahre 1994, nachdem das Francis-Poulenc-Quartett bei ihm anfragte, etwas für eine spezielle Besetzung (Oboe, Klarinette, Saxophon und Fagott) zu komponieren.
Entstanden ist eine Reihe von kleineren Stücken, die vorliegenden neun Miniaturen: Etüde, Harlekin, Elegie, Fugato, Fugata, Traum, Harlekina, Intermezzo und Toccata.
„Alle Stücke sind aufgrund ausschließlich musikalischer Vorgaben entstanden, d. h. die Titel habe ich erst nachträglich, dem Charakter der Stücke entsprechend hinzugesetzt. Also nicht Musik nach Programm, sondern umgekehrt,“ erklärt Huber.

Von diesen neun Stücken lassen sich jeweils zwei einander zuordnen, entweder in ergänzender oder in kontrastierender Form:

Etüde (1:00 min). Ein Akkord (kl. Terz, Quart, kl. Terz), chromatisch sequenziert, rhythmisch versetzt, gibt dem Stück durch seine konstante Struktur den Charakter. Gegenstück dazu ist die Toccata (1:00 min). Hier wirken die verschiedenen Akkorde mit ihren unterschiedlichen Spannungszuständen wie Eckpfeiler, die den Melodiefluß gleichsam provozieren.

Harlekin (0:45 min). Ein Motiv aus zwei großen Sekundschritten, abwechselnd von den beiden Unterstimmen gespielt, bildet die Basis für die kontrapunktisch gesetzten Oberstimmen. In der zweiten Hälfte vertauschen die beiden Stimmenpaare ihre Funktionen. Harlekina (0:50 min). Auch hier stehen teilweise die Unter- und Oberstimmen im Dialog zueinander. Durch den 6/8-Takt noch etwas leichtfüßiger und tänzerischer als Harlekin.

Fugato (0:40 min) beginnt mit einem fallenden Motiv, läßt die Schwerkraft erleben, doch der Mittelteil mit den ungeraden Taktarten und der Schluß mit den vorgezogenen Noten (Antizipationen) wirken dagegen. Ganz anders dann Fugata (1:25 min), dessen steigendes Thema besonders auch durch die unregelmäßige Taktfolge (4/4, 3/4, 2/4, 2/4, 2/4, 3/4) mehr zum leichten hin tendiert.

Traum (2:10 min). Der Anfang und der Schluß sind ohne Takt notiert. Diese polyphonen, in vorhalts-chromatischer Art gehaltenen Teile, werden durch einen homophonen Mittelteil ergänzt. Der Weite und Ruhe dieses Stückes steht das kurzatmige und unruhige Intermezzo (0:35 min) gegenüber.

Als „Einzelgänger“ erweist sich letztlich die Elegie (4:35 min). Diese enthält·in sich bereits zahlreiche Kontraste: z. B. Solo/Tutti, Spielfluß­/Pausen, ernst/heiter usw. Auch das Anfangsmotiv, das das ganze Stück durchzieht, setzt sich aus Elementen zweier kontrastierender Tonleitern zusammen: aus der um sich selbst kreisenden, symmetrisch­verminderten und der sich im Raum verlierenden Ganztonleiter.