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Dvarionas, Balys

Konzert h-Moll

für Violine und Orchester (Piccolo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten in A, 2 Fagotte, 4 Hörner in F, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Schlagzeug [Becken, Pauke, Gr. Trommel], Violine 1, Violine 2, Viola, Violoncello, Kontrabaß)

Spieldauer: 30 min

Besetzung: Violine solo und Orchester

Ed.-Nr.: 0588

ISMN:

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Balys Dvarionas (Pianist, Dirigent, Pädagoge, Komponist)

Das Baltikum zählt viele große Musikerfamilien, allerdings nur sehr wenige von der Bedeutung, die die Familie Dvarionas im Laufe von vier Generationen erlangt hat. Seit über 100 Jahren nimmt die Familie am musikalischen Leben des Landes aktiv teil, gestaltet es maßgeblich mit und hat darüber hinaus eine Bekanntheit und Wertschätzung erlangt, die weit über die Landesgrenzen hinausgeht.

 

Die Familientradition begann mit Dominykas Dvarionas (1860–1931). Vom litauischen Mosėdis zog es ihn einst in das russische Saratow, wo er Barbora Kniukštaitė (1864–1942) heiratete, dann weiter nach Simferopol auf der Insel Krim und 1892 schließlich wieder zurück nach Litauen, wo er in Ylakiai eine Stelle als Organist fand. Nach einem Jahr wurden er und seine junge Familie schließlich in Liepāja (ehem. deutsch: Libau) in der Ostseeprovinz Kurland des russischen Zarenreiches (heute: Lettland) seßhaft.

Hier wirkte er als Organist an einer katholischen Kirche und galt überdies als weithin respektierter Handwerksmeister und Stimmexperte für Musikinstrumente.

 

In Liepāja wurde auch Balys (Taufname: Boleslovas) Dvarionas geboren: am 19. Juni 1904. Wie alle seine Geschwister hat er schon von frühester Kindheit an eine Verbindung zur Musik gefunden und das Geigen-, Klavier- und Orgelspiel erlernt. Aus sieben der elf Kinder der Familie wurden später professionelle Musiker, von denen jeder aufgrund seiner Erfolge ein ganzes Buch füllen könnte.

Nachdem Balys die Schule beendet hat, verdiente er sich als Jugendlicher seinen Lebensunterhalt als Pianist in Stummfilm-Kinos, als Musiker in Restaurants und als Stellvertreter seines Vaters an der Kirchenorgel. Als 13jähriger leitete er bereits den Jugendchor der Litauischen Gesellschaft.

 

In dem lettischen Komponisten Alfrēds Kalniņš fand Balys einen wunderbaren und weitsichtigen Lehrer, der ihn dazu ermunterte, bei Jāzeps Vitols in Riga  Komposition zu studieren. Balys Dvarionas ging jedoch nach Kaunas, wo sich seinerzeit die gesamte litauische Kulturszene zu konzentrieren begann, nachdem Polen die litauische Hauptstadt Vilnius besetzt hatte. Und weiter führte ihn der Weg in das deutsche Leipzig, das sich zu einer der größeren Hochburgen litauischer Studenten im Westen entwickelte. Hier studierte er in der Pianisten-Klasse des berühmten Robert Teichmüller und bei weiteren großen Musikpädagogen und Künstlern (u. a. Sigfrid Karg-Elert). Die musikalische Szene Leipzigs mit seinem außergewöhnlichen Angebot an Konzerten und Vorstellungen, dem Gewandhaus, der Thomas-Kirche, dem Konservatorium usw. bereicherte Dvarionas’ Wissen in beträchtlichem Maße.

 

Besonders der Eindruck, den er von dem legendären Arthur Nikisch bekam, blieb ihm zeitlebens in Erinnerung. 1924 absolvierte Balys das Leipziger Konservatorium und debütierte als Pianist am 24. Oktober 1924. Von 1925 bis 1926 studierte er bei Egon Petri in Berlin. Dann kehrte er nach Litauen zurück und begann hier seine Tätigkeit als Pädagoge an der Musikschule, die 1933 in ein Konservatorium umgestaltet und an der er später zum Professor ernannt wurde.

 

Am 28. April 1931 debütierte er als Dirigent in Kaunas (Solist war Prof. Egon Petri). Am 14. Februar 1932 dirigierte Dvarionas das Berliner Symphonie-Orchester. 1934 nahm er an einem Meisterkurs für Dirigenten teil, der von Bruno Walter und seinem Assistenten Herbert von Karajan im Mozarteum in Salzburg geleitet wurde.

 

Während des Zweiten Weltkriegs nahmen das Musik- und Kulturleben insgesamt und damit auch die künstlerischen Engagements von Dvarionas erheblich ab. Erst einige Jahre nach Kriegsende erhielt sein Schaffen wieder neuen Auftrieb, als er mit den berühmten Orchestern in Leningrad und Moskau arbeiten konnte, in zahlreichen Städten der gesamten Sowjetunion gastierte, und als weltbekannte Musiker wie Emil Gilels, Heinrich und Stanislaw Neuhaus, David Oistrach, Mstislaw Rostropowitsch u.v.a.m. Litauen zu Konzerten unter seiner Leitung besuchten. Seinen letzten Auftritt auf der Bühne als Pianist und Dirigent hatte Dvarionas am 12. Mai 1972. Am 23. August des gleichen Jahres verstarb er.

Aus seiner Ehe mit der Pianistin Aldona Smilgaitė hinterließ er die Kinder Aldona (1939–2000) und Jurgis (*1943), die ihrerseits als Musiker – Aldona als Pianistin und Jurgis als Geiger und Pädagoge – zu internationalem Erfolg kamen. In der freigeistig geführten und künstlerisch bewegten Familie, in der deutsch und litauisch Umgangssprachen waren, aber auch russisch und englisch gesprochen wurde, waren Gäste stets willkommen. Künstler aller Genres aus dem In- und Ausland gingen hier ein und aus und hinterließen oftmals ihren Einfluß in den Werken von Dvarionas oder initiierten sie sogar.

In seinem künstlerischen Schaffen als Komponist hinterließ Balys Dvarionas ein außerordentlich reichhaltiges Oeuvre, das quer durch alle Besetzungen und musikalischen Formen reicht. Mit einer Musik für eine Komödie von Vytautas Bičiūnas schuf er 1924 sein erstes größeres Werk, das sogleich zu einem vielbeachteten Erfolg wurde. Weitere Kompositionen für Musiktheater folgten.

1931 schrieb er das Ballett „Piršlybos“, eines der ersten in Litauen überhaupt. Auch im Ausland (London und Monte Carlo) wurde es mehrfach aufgeführt wie dies im übrigen vielen seiner Werke widerfuhr. Große Bühnenwerke wechselten mit kleinen musikalischen Werken ab, Kompositionen für Symphonie-Orchester, Kammermusik-Ensembles und Solo-Instrumente, Chorwerke, Lieder und pädagogische Literatur, in der er didaktische Konzepte realisierte, die richtungsweisend für die gesamte Musikausbildung des Baltikums und der Sowjetunion wurden, gehören zu seinem Schaffen. Zu den musikhistorisch bedeutendsten Werken zählen die Symphonie in e-Moll (1947), das Konzert für Violine und Orchester in h-Moll (1948), das als das erste Violinkonzert in der Geschichte Litauens gilt, die Oper „Dalia“ (1956–1958) und das erste Klavierkonzert in g-Moll (1960).

Oftmals griff Balys Dvarionas Motive aus der Volksmusik, der Folklore, auf und formte sie zu facettenreichen Werken der Kunstmusik. Andererseits schrieb er viele eigene Melodien, die sich über die Jahre so sehr verbreiteten, daß sie zu geliebten und allseits bekannten Volksliedern wurden. Balys Dvarionas erwies sich in seiner Persönlichkeit und in seinem künstlerischen Schaffen als eine geniale Synthese aus hochtalentiertem Pianisten, Pädagogen, Dirigenten und Komponisten. Er wurde zu einer der herausragendsten Persönlichkeiten der Iitauischen Künste.

In seinem Credo, das er bis zu seinem Tode aufrechterhielt und das er immer wieder in Vorträgen seinen Studenten gegenüber formulierte, wird deutlich, was sein Schaffen als Künstler insgesamt ausmacht und wodurch er sich von den aufkommenden modernen und zeitgenössischen unter den Tonschöpfern unterscheidet: „Ich glaube, daß es die Berufung eines Musikers ist, Schönheit Tugend und Harmonie zu verbreiten, ebenso wie einen Menschen zu erziehen und ihn über den rein prosaischen Charakter des Lebens hinaus zu heben. Meiner Ansicht nach haben diejenigen Unrecht, die sagen, daß diese Haltung den Kontakt mit der Zeit verlöre. Während vieler Tausend Jahre sind die Ideale der Menschheit in bezug auf die Tugend dieselben geblieben: Liebe, Wahrheit, Freiheit und Freundschaft. Es ist nicht aus der Mode, danach zu trachten.“

(Prof. Ulrich Schmülling, 2006)

 

Violinkonzert h-Moll

Das Konzert in h-Moll für Violine mit Orchester von Balys Dvarionas, einem der bedeutendsten Tonschöpfer des Baltikums, ist eines der wichtigsten Werke der litauischen Musik des 20. Jahrhunderts.

Dieses Werk entstand im Jahre 1948 in der schwierigen Periode der Nachkriegszeit und stellte sich als ein Strahl der Hoffnung für das litauische Volk dar, das angesichts der schicksalsträchtigen Herausforderungen und schwerwiegenden Repressionen in der Gesellschaft und im Land nicht den Mut und die Hoffnung verlieren sollte. Die charakteristischen Merkmale der litauischen Mentalität und des künstlerischen Weltverständnisses werden hier durch eine spezifische Lyrik, die Zitate der litauischen Volksmusik und Stimmungen des Volkes reflektiert, und durch eine reservierte musikalische Ausdrucksform sowie eine klassische Harmonie wiedergegeben.

„In meinem künstlerischen Schaffen werde ich meistens von Menschen inspiriert, die mich mit ihrer inneren Welt, ihrer Persönlichkeit und ihrer schöngeistigen Perspektive faszinieren“, beschrieb Balys Dvarionas einmal die Art und Weise, wie er die künstlerischen Impulse für seine Werke erhielt.

Zu dem Zeitpunkt, als er mit der Arbeit an dem Konzert in h-Moll für Violine mit Orchester begann, war Balys Dvarionas bereits Autor mehrerer großer Sinfonien und szenischer Werke. Die Idee zu diesem neuen Werk kam ihm im späten Herbst des Jahres 1947. Sie wurde dann zu einer „Idée fixe“, die von ihm über längere Zeit Besitz ergriff. Er konnte zunächst keinen klaren Gedanken fassen und keine originelle Idee finden, die ihn zur Geburt eines Werkes verhelfen würde.

„Ich ging nach Palanga. Während ich am Strand entlang spazierte, wehte ein starker Wind. Ein Sturm zog sich über dem Meer zusammen; große, dunkle Wellen rollten über den Himmel, und kein Mensch war in den gelben Dünen zu sehen. Da fühlte ich auf einmal den Beginn des Konzerts, sein Hauptthema mit den Orchesterstimmen und den Solopart. Nur das Nebenthema verbarg sich mir noch irgendwo in der Ferne. Ich wußte bereits, daß ich dafür eine Volksballade von tristem Charakter nehmen wollte. Ich hatte sie schon einmal irgendwo gehört, aber im Moment konnte ich mich nicht genau daran erinnern.

Da tauchte plötzlich in den Dünen die Sängerin Beatričė Grincevičiūtė auf, und in diesem Moment kam mir jene Ballade wieder zu Bewußtsein, die sie einst für mich gesungen hatte. Ich lief ihr entgegen und fragte sie, ob sie sich an jenes Werk erinnert. Und – tatsächlich – wieder erklang diese Ballade „Rudenėlio rytelį“ aus ihrem Mund.

Ich schrieb die Noten sogleich in den Sand, betrachtete sie, wiederholte sie in Gedanken und lief nach Hause. Die Exposition des ersten Satzes war schon am selben Tag fertig. Das ganze Konzert hatte ich nach zwei Monaten beendet.“ So erinnerte sich der Komponist.

Auf diese spontane kreative Inspiration folgte unmittelbar die künstlerische Architektur des Werkes in seiner Gesamtheit nebst der Lyrik, die hier eine dominierende Rolle spielen sollte.

Während sich in der klassischen Form des Konzertes im ersten Satz Haupt- und Nebenthema in der Weise gegenüberstehen, daß das eine (Nebenthema) dem anderen (Hauptthema) untergeordnet ist, verhält es sich in diesem Konzert dergestalt, daß dem Nebenthema eine tragende Rolle von besonderer Individualität zukommt. Es folgt hier dem poetischen Inhalt jener litauischen Volksballade, die ihrerseits eine Tragödie reflektiert. Dvarionas wählte dafür einen bestimmten Terz-Quartakkord, der ihm dann allerdings in der kompositorischen Gesamtanlage derart intensiv vorkam, daß er ihn abändern wollte.

Da war es der legendäre Violin-Virtuose David Oistrach, der dieses Konzert aufführen sollte und dem Komponisten empfahl, es unbedingt bei der ursprünglichen Fassung des Akkords zu belassen, denn damit würde der tragische Aspekt der Volksballade in ganz besonders deutlicher und attraktiver Weise hervortreten. Dvarionas folgte dem Rat.

Für den zweiten Satz des Konzerts definierte der Komponist als musikalische Idee „die Suche nach einer maximalen Transparenz“. „Hier wird man weder ekstatische noch übertrieben drängende Kräfte finden. Während meiner Arbeit an dem zweiten Satz führten mich meine Gedanken nach Norden. Ich sah das Nordlicht, stellte mir einen weiten blauen Himmel vor und fühlte eine tiefe innere Entrückung“, beschrieb er.

Der dritte und letzte Satz stellt sich als ein einziger fortlaufender Wurf energiegeladener Virtuosität dar. „Ich spiele die Musik, die ich komponiere, stets in Gedanken nach. Als Kind habe ich mehrere Jahre lang Geige gespielt, und diese Erfahrung half mir bei der Schaffung dieses Werkes ganz besonders“, erklärte Dvarionas dazu. Das Finale ist in der traditionellen Form eines Rondos geschrieben und zeichnet sich durch besondere, originelle Ideen und musikalische Formen aus. Hier findet man eine klare Verbindung zu Intonationen aus den vorangegangenen beiden Sätzen. Die Entwicklung, die auf Variation und Improvisation beruht, bleibt dieselbe. Am Ende der Coda wiederholt die Violine das Hauptthema aus dem ersten Satz, um damit den Rahmen des Werkes zu vollenden.

Das Konzert in h-Moll für Violine mit Orchester wurde 1948 in der Nationalen Philharmonischen Aula in Vilnius uraufgeführt. Der Komponist selbst leitete das Radio-Sinfonieorchester, bei dem Aleksandras Livontas den Solopart spielte. Schon bald danach wurde es nicht nur in ganz Litauen, sondern auch weltweit bekannt. Viele berühmte Künstler nahmen dieses Stück in ihr Repertoire auf.

Prof. Dr. Jurgis Dvarionas

 

Violinkonzert h-Moll

Dvarionas komponierte sein Violinkonzert in h-MoIl im Jahre 1948. Damit gilt es als das erste Violinkonzert eines litauischen Komponisten überhaupt. Obschon er sich bereits im Herbst 1947 mit dem Gedanken getragen hatte, ein Violinkonzert zu schreiben, fehlte ihm noch der zündende Funke. Dieser widerfuhr ihm in eindrucksvoller Weise, als er sich eines Tages im Ostseebad Palanga aufhielt, einem Ort, den er sehr mochte und an dem er auch beerdigt ist.

Bei der Arbeit an seinem Werk erhielt Dvarionas wertvolle Ratschläge von David Oistrach. Das Violinkonzert wurde 1948 in Vilnius unter Leitung von Dvarionas mit Alexander Livont als Solisten uraufgeführt. Livont stellte es 1950 in Moskau vor, wobei Oistrach selbst es spielte.

Das Konzert zeigt eine weiträumige Form, klar definierte Themen und eine lebhafte Instrumentation. Es gibt Passagen, die daran erinnern, daß dieses Werk zur gleichen Zeit wie das erste Violinkonzert von Dmitri Schostakowitsch entstanden ist.

Ebenso deutlich aber handelt es sich um ein national litauisch geprägtes Werk, und in dieser Hinsicht ähnelt es weit eher den Konzerten von Sibelius, Szymanowski, Bloch und Bartók. Das Konzert beginnt im Andante semplice mit dem Klang eines Solo-Horns, auf das ein melodiös getragener, pastoraler Holzbläsersatz folgt. In diesem Teil scheint Dvarionas verschiedene Motive aus der Ballade auszusuchen, aus denen die Keimzellen des Werks gebildet werden. Dieser Prozeß setzt sich beim ersten Einsatz der Solo-Violine fort, deren lyrische Eloquenz in leidenschaftlichen, kadenzartigen Abwärtsbewegungen kulminiert. All dies aber erweist sich als bloßes Vorspiel, wenn der fröhlich-kecke Hauptsatz plötzlich im Allegro strepitoso losbricht. Das von der Violine angekündigte Hauptthema leitet sich offenkundig aus dem Vorspiel ab, wird aber in eine Art rauschende Tanzweise verwandelt; ein aufsteigender zweiter Gedanke (cantabile) ist ebenfalls aus dem Vorspiel abgeleitet, doch beide Gedanken scheinen wie von ihren einstigen Fesseln befreit zu sein. Die Musik verlangsamt sich für das eigentliche zweite Thema: die Melodie einer litauischen Ballade – ein hochlyrisches Molto-sostenuto-Thema im 5/4-Takt, das von gedämpften Streichern angestimmt und von der Violine verziert wird. Die Durchführung setzt risoluto mit der Rückwendung zum ersten Thema des Allegros ein, aber eine dramatische Intervention der Violine führt zu einer leidenschaftlichen Betrachtung des zweiten Themas (das in den Hörnern erklingt), bevor die raschere Musik erneut einsetzt und, nach einer Reminiszenz an das Vorspiel, zu einer brillanten und heißblütigen Solokadenz führt. Die Reprise beginnt in etwas mäßigerem Tempo, beschleunigt sich aber schnell zu dem ursprünglichen, sehr schnellen Tanztempo.

Das „Balladenthema“ erklingt tranquillo in den Posaunen gegen die ekstatischen Verzierungen des Solisten, bis eine bravouröse Coda den Satz mit außerordentlich virtuosem Aufbegehren beendet.

Dvarionas beschrieb den dreiteiligen zweiten Satz (fis-Moll) als das Ergebnis einer „Suche nach größtmöglicher Transparenz“: „Meine Gedanken wanderten nordwärts. Ich sah das Polarlicht, stellte mir einen weiten blauen Himmel vor und fühlte ein tiefes inneres Entzücken“. Erneut bereitet ein volksliedhaftes Thema in den Holzbläsern auf den Einsatz der Violine vor, welche die Melodie auf verzückt rhapsodische Weise verziert und sie dann warmherzig auf eine solche Weise neu anstimmt, daß ihre Beziehung zu der ursprünglichen Balladenmelodie deutlich wird. Nach einem kurzen, expressiven Höhepunkt folgt als Mittelteil eine reizende Volkstanzepisode Quasi allegretto (in modo rustico), worauf die Violine zu ihren verzückten Träumereien zurückkehrt. Die wunderschönen, einsamen Schlußtakte scheinen in der Tat in „einen weiten blauen Himmel“ zu blicken.

Das Finale (Vivo) ist ein Rondo von außerordentlicher Energie und unbändigem Vorwärtsdrang. Die Eingangsfanfare der Hörner ist eine weitere Variation des Balladenthemas, auch wenn erst mit der geschmeidigen Tanzmelodie der Violine das Hauptthema erreicht ist. Eine Furioso-Episode in b-Moll wird vom Blech bestimmt, um dann einer neuen Violinmelodie (dolce) zu weichen. Das Rondo-Thema wird variiert und führt zu einer orientalischen Melodie in G, kehrt aber bald in anderer rhythmischer Gestalt als Basis einer aufregenden Allegro-molto-Coda wieder. Hier erklingt das resolute Hauptthema aus dem Allegro-Teil des ersten Satzes wieder, was der Großform zyklische Einheit verleiht. Trotz der Triumphstimmung bleibt Dvarionas am Schluß bei der Moll-Tonart — der Sieg scheint nur gegen Widerstände errungen worden zu sein.

(Nach Malcolm MacDonald, aus dem Booklet zur CD „Korngold Dvarionas – Vadim Gluzman, Residentie Orkest Den Haag, Neeme Järvi“ von BIS Records AB, Åkersberga, Schweden, 2010)

 

 

 

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