CONCERTINO “25”

Das litauische Akkordeonquintett „Concertino“

Im Jahre 1978 begann in Vilnius, der Hauptstadt der seinerzeitigen Litauischen Unionsrepublik der UdSSR, ein Akkordeonquintett seine Konzerttätigkeit. Auf Initiative von Ricardas Sviackevicius hatte sich das Ensemble „Concertino“ gegründet, und unter seiner musikalischen und organisatorischen Leitung sollte es fortan eine einzigartige künstlerische Entwicklung nehmen. Bereits von Beginn an bestand das Ensemble ausschließlich aus professionellen Musikern: Musikstudenten, Fachlehrern und Preisträgern nationaler und internationaler Wettbewerbe. Einige der Mitglieder wechselten im Laufe der Jahre, andere gehören dem Ensemble seit Beginn an. Heute sind es Ilma Plungaite, Regina Pancekauskiene, Žana Gumenaja, Rasa Mikiškiene und Ricardas Sviackevicius, die das Litauische Akkordeonquintett „Concertino“ darstellen.

Bereits zu Zeiten der Sowjetunion war das Ensemble mit den fünf Musikern im Bereich der Akkordeon- und Bajanmusik-Szene der bedeutendste und erfolgreichste Klangkörper im Baltikum, und auch innerhalb der zahlreichen Völker und Staaten der UdSSR mit ihren erstklassigen Musikern gehörte das Akkordeonquintett zu den Spitzenensembles. „Concertino“ gilt als einer der Begründer des Genre der Akkordeon-Kammermusik im Baltikum und ist heute – auch international – einer seiner vornehmlichsten Vertreter.

Bald nach seiner Gründung unternahm das Ensemble bereits Konzertreisen, zunächst durch die litauische Unionsrepublik, dann innerhalb der gesamten Sowjetunion und schließlich in die Staaten des sozialistischen Auslandes (1981 in die DDR, 1983 in die CSSR usw.)

Schon früh war die Gruppe im staatlichen Rundfunk und Fernsehen zu hören und zu sehen und hat dort im Laufe der Jahre eine Vielzahl von Aufnahmen gemacht. Sogar erste Schallplatten und Musik-Cassetten wurden zu sowjetischer Zeit produziert, die allerdings nur im Inland Verbreitung fanden.

Den internationalen Durchbruch erreichten die Musiker durch ihre Teilnahme als konzertierende Künstler an den Vogtländischen Musiktagen in Klingenthal, DDR, im Jahre 1986, als sie von dem jungen westdeutschen Musikproduzenten Ulrich Schmülling entdeckt wurden, der mit ihnen dann unmittelbar die erste Schallplattenproduktion im westlichen Ausland unternahm.

Das organisatorische Talent seines Leiters Ricardas Sviackevicius in Verbindung mit seinem hohen musikalisch-künstlerischen Anspruch beförderte das Ensemble nach der Auflösung der Sowjetunion bzw. nach der Entstehung des eigenständigen Staates, der Republik Litauen, mit seiner erklärten westlichen Orientierung in kurzer Zeit in zahlreiche Konzertsäle des westlichen Auslandes. Die Beliebtheit des Ensembles beim Publikum war einzigartig. Die fünf Litauer besuchten Deutschland, Italien, Frankreich bereits viele Male sowie auch Österreich, Niederlande, Belgien, Schweiz, Großbritannien, Finnland, Luxembourg und die Länder des europäischen Ostens. Sie spielten zu Konzerten und nahmen an Wettbewerben teil – stets mit überragendem Erfolg. Volle Konzertsäle und ein fasziniertes Publikum hinterließen sie überall dort, wo sie auftraten; herausragende 1. Preise wurden ihnen bei renommierten internationalen Wettbewerben zuerkannt (Premio Internazionale in Castelfidardo 1990, Alpenländisches Festival in Innsbruck 1992 usw.).

Im Repertoire des Ensembles finden sich viele bekannte Werke litauischer, russischer und weiterer ausländischer Komponisten aus verschiedenen Zeitepochen und von unterschiedlichem musikalischen Stil, die allesamt von Ilma Plungaite oder Ricardas Sviackevicius maßgeschneidert für das Quintett bearbeitet wurden. Allerdings sind es auch eine ganze Reihe von Originalwerken, die zum Repertoire des Ensembles gehören, die zum Teil von den zeitgenössischen Komponisten direkt für „Concertino“ geschrieben wurden und die von dem Ensemble mit besonderem Engagement propagiert werden. Gerade in der jüngeren Vergangenheit hat sich die Zusammenarbeit des Ensembles mit werkschaffenden Künstlern der Gegenwart intensiviert und eine weithin beachtete Resonanz gefunden. Vor allem die musikalische Individualität der Künstler mit ihren spezifischen Talenten und ihrer hohen künstlerischen Reife – subtiler Ton, tiefes stilistisches Verständnis, souveränes spieltechnisches Können – in Verbindung mit der Fähigkeit, als ein geschlossenes Ganzes überzeugend und professionell aufzutreten, zeichnen das Litauische Akkordeonquintett „Concertino“ aus und verleihen ihm die Vielfarbigkeit und Kraft eines sinfonischen Klangkörpers, das 2002 im 25. Jahr seines künstlerischen Schaffens steht.

Die Interpreten:

Ilma Plungaite

Jahrgang 1956, stammt aus der litauischen Hauptstadt Vilnius und gehört zu den ersten Mitgliedern des Ensembles. Im Jahre 1968 begann sie mit ihrer künstlerischen Ausbildung an der „Musikschule Nr. 4“ in Vilnius und beendete diese 1974. Bei einem litauischen Musikwettbewerb erreichte sie 1971 den 2. Preis. Zur weiterführenden Musikausbildung nahm sie ein Studium an der Litauischen Musikakademie auf und gehörte hier der Akkordeonklasse von Zita Abromaviciute an. 1979 folgte das Staatsexamen. Seitdem ist sie Mitglied von „Concertino“ und hat für dieses Ensemble zahlreiche Werke bearbeitet. Seit 1978 ist sie bereits als Fachlehrerin an der „Musikschule Nr. 4“ in Vilnius tätig und hat bis heute zahlreiche Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe hervorgebracht.

Regina Pancekauskiene

Jahrgang 1962, erhielt ihre erste Musikausbildung von 1974 bis 1978 an einer Musikfachschule. 1977 erzielte sie bei einem litauischen Musikwettbewerb für junge Akkordeonspieler den 3. Platz. Von 1978 an besuchte sie das Konservatorium und studierte hier bei Ruta Daubaryte. Im Jahre 1981 wurde ihr dann beim litauischen Akkordeonwettbewerb der 1. Preis zuerkannt. Von 1982 bis 1987 studierte sie an der Litauischen Musikakademie in Vilnius in der Klasse von Zita Abromaviciute (Akkordeon). Sie gehört dem Quintett seit 1986 an und arbeitet darüber hinaus als Fachlehrerin an der „Musikschule Nr. 4“ in Vilnius.

Žana Gumenaja

Jahrgang 1972, ist das jüngste Mitglied des Ensembles. 1987 beendete sie ihre Ausbildung an der Kinder-Musikschule bei Genadijus Savkovas. Von 1987 bis 1991 studierte sie in Vilnius an der Tallat-Kelpšos-Musikmittelschule in der Klasse von Emilija Kozlova. 1990 trat sie beim nationalen Akkordeonwettbewerb von Litauen erfolgreich als Preisträgerin hervor. 1997 examinierte sie an der Litauischen Musikakademie in Vilnius in der Klasse von Prof. Eduardas Gabnys (Akkordeon) und Prof. Ricardas Sviackevicius (Kammermusik). Bei mehreren internationalen Wettbewerben trat sie als Preisträgerin hervor, sowohl als Solistin wie in kammermusikalischer Besetzung (u. a. 1995 in Castelfidardo, Italien, 1. Preis; 1995 in Klingenthal, Deutschland, 1. Preis; 1996 in Kopenhagen, Dänemark, 1. Preis; 1996 in Castelfidardo, Italien, 1. Preis). Seit 1991 arbeitet sie erfolgreich als Akkordeonlehrerin an einer Musikschule und hat bereits mehrere Preisträger hervorgebracht. Sie gehört dem Ensemble seit 1992 an.

Rasa Mikiškiene

Jahrgang 1963, stammt aus dem litauischen Kelme. Nachdem sie ihre Ausbildung an der Musikschule in Šilale beendet hat, begann sie 1978 mit einem Studium an der Musikmittelschule in Klaipeda in der Klasse von Elite Jutkoniene. Von 1982 bis 1987 studierte sie bei Zita Abromaviciute an der Litauischen Musikakademie in Vilnius. Nach ihrem Examen begann sie eine Lehrtätigkeit an der Musikschule von Trakai (bei Vilnius), wo sie inzwischen die Akkordeon-Abteilung leitet. Dem Akkordeonquintett „Concertino“ gehört sie seit 1984 an.

Ricardas Sviackevicius

Jahrgang 1950, erhielt seinen ersten Unterricht an der Musikschule in Vilnius, besuchte nach dem Abschluß die Musikmittelschule bis 1969 bei Valerijonas Dzevocka und anschließend das Konservatorium von Vilnius bei Vaclovas Furmanavicius. Er hospitierte ferner an den Konservatorien in Leningrad (1984) und in Kiew (1986). Heute ist er als Professor an der Litauischen Musikakademie tätig und Leiter der Akkordeonklasse. Für seine Verdienste um die Kultur und das Akkordeon wurde er mehrfach ausgezeichnet. Er ist Gründer und Präsident des Litauischen Akkordeonistenverbandes, Vorsitzender des Baltischen Akkordeonistenverbandes sowie Begründer und Leiter des internationalen Akkordeon-Musikfestivals von Vilnius und der Akkordeon-Sommerkurse von Palanga. Er hat neben dem Quintett „Concertino“ weitere Ensembles und Orchester in Litauen gegründet und ist mit ihnen mehrfach erfolgreich zu Konzertreisen im Inland und Ausland unterwegs gewesen. Als Dozent und als Juror genießt er international hohes Ansehen.